Der alte Roboter und das Internet

Unsere heutige Geschichte beginnt in einem Robotergeschäft. Ja, ihr habt richtig gehört. In einem Geschäft, in dem man Roboter kaufen kann.

Dort gibt es Roboter in allen Größen und Formen zur Auswahl.

Einer von ihnen war Rolli. Er hieß so, weil er vier kleine Rollen an den Füßen hatte. Damit konnte er herumfahren.

Rolli war nicht das neueste Modell. Er wurde schon vor 30 Jahren gebaut. Aber er war immer noch im Geschäft. Irgendwie war er übrig geblieben, weil niemand ihn gekauft hatte.

30 Jahre ist für einen Roboter ein hohes Alter. Aber Rolli funktionierte noch einwandfrei. Er war kein bisschen eingerostet.

Internet hatte Rolli nicht. Das gab es damals noch nicht als er gebaut wurde. Und Rolli hat es auch nie vermisst.

Dafür hatte er viele andere Funktionen. Er war darauf programmiert, sich im Haushalt nützlich zu machen. Rolli konnte Zimmer aufräumen, verlegte Dinge finden, die Post und die Zeitungen holen und vieles mehr. Auf seinem Kopf hatte Rolli eine kleine Lampe, die immer dann leuchtete, wenn er gerade eine Aufgabe erledigte.

Aber weil die modernen Roboter noch viel mehr Funktionen hatten, interessierte sich kein Kunde für den alten Rolli.

***

Irgendwann hatte der Verkäufer genug. Er wollte den alten Roboter nun endlich verkaufen. Darum schrieb ein Schild und stellte es vor Rolli hin. Sonderangebot – Heute halber Preis stand auf dem Schild.

Und tatsächlich, es dauerte nicht lange, da kam ein junger Mann ins Geschäft und blieb vor dem Schild stehen. „Dieser Roboter ist aber sehr günstig“, sagte er, „den nehme ich!“

Rolli war glücklich. Endlich brauchte jemand seine Dienste als Roboter.

***

Aber die Freude verging sehr schnell. Kaum saß Rolli mit seinem neuen Besitzer im Auto, gab der ihm seine erste Aufgabe.

„Rolli, zeig mir den schnellsten Weg zum Supermarkt“, sagte der Mann.

Rolli war ratlos. Wie sollte er das denn machen? Er kannte sich hier doch überhaupt nicht aus. Er hatte kein Navigationsgerät eingebaut wie die modernen Roboter. Aber Rolli wollte seinen neuen Besitzer nicht enttäuschen. Also tat er so, als wüsste er den Weg und sagte abwechselnd mal rechts abbiegen und mal links abbiegen. Bis er irgendwann zufällig einen Supermarkt entdeckte.

„Na endlich. Das hat aber lange gedauert. Ob das wirklich der kürzeste Weg war?“, wunderte sich der junge Mann.

Auf dem Heimweg wandte er sich wieder an Rolli. „Rolli, spiel mir die neuesten Musikhits“, sagte er.

Für einen neuen Roboter mit Internet wäre das eine leichte Übung gewesen. Aber Rolli war ja vor 30 Jahren gebaut worden. Die moderne Musik von heute kannte er gar nicht. Also begann er selbst zu singen. „La la la, Lalla Lalla Laaaaaa“, klang es aus seinem Roboterlautsprecher.

„Oh nein, das ist ja scheußlich! Aufhören! Sofort aufhören“, rief der junge Mann.

Doch das war noch nicht alles. Rollis Besitzer plante für den nächsten Tag ein Picknick mit seiner Familie. Deshalb fragte er am Abend: „Rolli, wie wird das Wetter morgen?“

Das Wetter von Morgen? Rolli war verzweifelt. Woher sollte er denn wissen wie das Wetter wird? Er kann doch nicht hellsehen. Da hat Rolli einfach geraten. „Morgen gibt es 30 Grad und Sonne“, sagte er mit seiner Roboterstimme, die ein bisschen abgehackt klang.

Der Mann war zufrieden. Er freute sich auf 30 Grad und Sonnenschein. Das stimmte natürlich nicht. Am nächsten Tag regnete und stürmte es und das Picknick fiel ins Wasser.

Rollis neuer Besitzer war sehr verärgert. Er schimpfte: „Dieser Roboter taugt nichts! Ich werde ihn umtauschen.“

So kam es dann auch. Er brachte Rolli wieder ins Geschäft zurück und tauschte ihn um. Gegen ein neues Modell mit Internet.

***

Da stand Rolli nun wieder im Regal und keiner interessierte sich für ihn.

Am Samstagabend, eine Stunde bevor das Geschäft schließen sollte, stand Rolli immer noch in seinem Regal.

Da kam ein älterer Herr ins Geschäft. Er hatte schon graue Haare und lief mit einem Gehstock.

„Guten Tag.“, sagte der Herr mit einem freundlichen Lächeln. „Ich bin Herrn Schneider und ich suche einen Hausroboter.“ Und dann betonte er: „Aber keinen von diesen modernen Robotern mit Internet und all diesem Schnickschnack. Das ist mir zu kompliziert. Ich möchte einen zuverlässigen Roboter, der mir im Haushalt hilft.“

Da wurde Rolli hellhörig. Im Haushalt helfen, das konnte er sehr gut. Er rollte in seinem Regal ein bisschen nach vorne, damit er besser gesehen wird.

Und tatsächlich, Rolli hatte Glück. Der nette ältere Herr wollte ihn haben.

***

Kaum waren sie im Haus des Herrn angekommen, gab dieser einen Auftrag an seinen neuen Roboter. „Rolli, kannst du uns bitte ein bisschen Musik spielen?“ fragte er.

„Musik! Oh nein!“, dachte Rolli. Das war beim letzten Mal ganz schön schief gegangen.

Rolli war etwas nervös, doch der Herr lächelte ihm so freundlich zu, dass er es nochmal mit der Musik versuchte. Er spielte ein altes Volkslied. Der Mai ist gekommen.

Das Lied gefiel dem Herrn so gut, dass er anfing mitzusingen. Rolli war erleichtert.

Kaum war das Lied zu Ende, wartete auch schon der nächste Auftrag.

„Rolli“, sagte Herr Schneider, „Ich kann meine Hausschuhe nicht finden. Ich muss sie wohl verlegt haben. Kannst du mir bitte helfen, danach zu suchen?“

„Hausschuhe suchen“ wiederholte Rolli mit seiner Roboterstimme und machte sich sogleich auf den Weg. Er rollte durch die Wohnung, fand die Hausschuhe unter dem Sofa und brachte sie zu Herrn Schneider.

Plötzlich klapperte etwas an der Haustür. Was war das?

Der Zeitungsbote hatte die Zeitung durch den Türschlitz geschoben. Dieses Mal brauchte Rolli gar keine Anweisung. Er wusste genau, was zu tun war. Der Roboter rollte zur Tür, hob die Zeitung auf und brachte sie ins Wohnzimmer.

Der alte Herr Schneider war dankbar. „Danke, Rolli! Du bist mir eine große Hilfe“, sagte er. „Was würde ich nur ohne dich machen?“

Da war Rolli glücklich. Besser hätte es ihm nicht ergehen können.


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