Der fliegende Koffer als Kurzfassung
Das Märchen „Der fliegende Koffer“ von Hans Christian Andersen ist mit knapp 2.000 Wörtern recht lang. Hier haben wir eine Kurzfassung mit einer Lesezeit von etwa 5 Minuten für euch erstellt.
Der fliegende Koffer
Einst lebte ein kluger Kaufmann, der so reich war, dass er die ganze Straße hätte mit Geld pflastern können. Das tat er aber nicht. Stattdessen setzte er sein Geld so ein, dass er noch viel mehr damit verdiente.
Als der Kaufmann starb, erbte sein Sohn das viele Geld. Dieser war gar nicht sparsam und gab das Geld mit vollen Händen aus, bis ihm am Ende nur noch vier Schilling sowie seine Schuhe und sein Schlafrock blieben.
Nun, da er arm war, wandten sich seine Freunde von ihm ab. Bis auf einen, der Mitleid hatte und ihm einen alten Koffer schickte mit der Aufforderung: Packe ein!
Der Kaufmannssohn besaß aber nichts mehr, was er hätte einpacken können. Also setzte er sich selbst in den Koffer.

Es war ein merkwürdiger Koffer. Sobald der Mann auf das Kofferschloss drückte, erhob sich der Koffer mit ihm in die Lüfte und sie flogen davon.
***
So kam er ins Land der Türken, wo er in einem Wald landete. Er versteckte den Koffer und ging, noch immer in seinem Schlafrock gekleidet, in die Stadt hinein.
Dort entdeckte er ein großes Schloss, dessen einzige Fenster so hoch gelegen waren, dass niemand sie hätte erreichen können.
Was es damit auf sich habe, fragte er. Eine Frau antwortete: „Dort lebt die Tochter des Königs. Es ist prophezeit, dass sie durch einen Geliebten sehr unglücklich werden würde. Deshalb darf niemand die Prinzessin besuchen, wenn nicht der König oder die Königin zugegen sind.“
***
Da ging der Kaufmannssohn zurück zu seinem Koffer, setzte sich hinein und flog auf das Dach des Schlosses, von wo aus er in das Fenster der Prinzessin kletterte.

Er fand die schlafende Prinzessin und war so verzaubert von ihrer Schönheit, dass er sie küssen musste. Da wachte sie auf und hielt ihn für den Türkengott persönlich, der durch die Lüfte zu ihr gekommen war. Das gefiel ihr sehr.
Sie saßen beieinander und er erzählte ihr die wundervollsten Geschichten. Und als der junge Mann um ihre Hand anhielt, sagte sie sogleich ja.
Die Prinzessin bat ihren Auserwählten am Sonnabend wiederzukommen, wenn der König und die Königin zugegen wären. Sie trug ihm außerdem auf, ein hübsches Märchen mitzubringen. Es müsse tiefsinnig und belehrend sein, um ihrer Mutter zu gefallen, und zugleich belustigend, um ihren Vater zu unterhalten.

Der Kaufmannssohn versprach es. Zum Abschied überreichte ihm die Prinzessin noch einen Säbel, der mit Gold besetzt war. Das Gold konnte er gerade gut gebrauchen.
***
Der Mann flog mit seinem Koffer davon, um sich ein neues Gewand zu kaufen. Dann kehrte er in den Wald zurück, wo er begann ein Märchen zu dichten. Das war nicht leicht, doch es gelang ihm gerade rechtzeitig.
***
Am Sonnabend wurde der Kauffmannssohn freundlich am Hofe empfangen. Die Königin fragte sogleich nach einem Märchen und so begann der Mann zu erzählen:
Es war einmal ein Bund Streichhölzer, die waren außerordentlich stolz auf ihre Herkunft, denn sie waren aus einem großen, alten Fichtenbaum gemacht. Einmal, da lagen die Streichhölzer zwischen einem alten Feuerzeug und einem eisernen Topf und begannen von ihrer Jugend zu erzählen.
Sie erzählten vom Morgentau, der ihr Diamanttee war, und von den Vögeln, die ihnen Geschichten erzählten. Sie vergaßen auch nicht zu betonen, wie erhaben sie über die Laubbäume waren, die im Winter ihre Blätter verloren, denn der Fichtenbaum war das ganze Jahr über grün.
Der Eisentopf begann über sein freudloses Dasein zu klagen, denn er würde immerzu geschrubbt und erhitzt.
Da mischte sich das Feuerzeug ein und schlug vor, dass sie sich einen lustigen Abend machen sollten.
Die Streichhölzer wollten sich darüber unterhalten, wer von ihnen allen der Vornehmste sei.
Aber der Tontopf hatte eine bessere Idee. Er begann eine erfreuliche Geschichte zu erzählen, in der sich alle wiederfinden konnten. Die Teller, der Haarbesen, der Wassereimer und weitere Küchenutensilien stimmten ein und führten die Erzählung weiter. Es gab ein lustiges Hin und Her, in das sich jeder einmischen wollte.
Die Streichhölzer hielten nichts von dem Treiben der anderen Küchengegenstände. ‚Das ist das gemeine Volk!‘, dachten sie.
Plötzlich betrat ein Dienstmädchen die Küche und alle standen still. Das Mädchen nahm die Streichhölzer und zündete damit ein Feuer an.
Als ihre Funken sprühten, dachten die Streichhölzer: ‚Nun kann doch ein jeder sehen, dass wir die Ersten sind. Welchen Glanz wir haben, welches Licht!‘ Dann waren sie ausgebrannt.
***
Was für ein herrliches Märchen schwärmte die Königin. Der König stimmte zu und sprach: „Du sollst unsere Tochter am Montag heiraten.“
Am Abend vor der Hochzeit wurde die ganze Stadt prachtvoll beleuchtet und es wurden Zwieback und Brezeln ausgeteilt.
Der Kaufmannssohn wollte auch etwas tun. Er kaufte Raketen, Knallerbsen und alles, was man an Feuerwerk erdenken konnte. Damit stieg er in seinen Koffer und flog in die Luft, um das Feuerwerk zu starten.
Die Türken hatten solch ein Spektakel am Himmel noch nie gesehen und waren nun überzeugt, dass es der Türkengott selbst war, der die Prinzessin heiraten sollte.
***
Der Kaufmannssohn ließ seinen Koffer im Wald zurück und ging in die Stadt, um zu hören, wie es angekommen war. Da hörte er die herrlichsten Sachen und alle hatten das Feuerwerk bewundernswert gefunden.
Nun ging er zurück in den Wald und freute sich auf seine anstehende Hochzeit. Dort musste er feststellen, dass sein Koffer fort war. Ein Funken des Feuerwerks war zurückgeblieben und der Koffer war verbrannt.
Ohne den fliegenden Koffer hatte er keine Möglichkeit mehr, zurück zu seiner Braut zu gelangen.
Die Prinzessin stand lange auf dem Dach und wartete vergeblich.
Der Kaufmannssohn durchwanderte die Welt und erzählte Märchen. Doch keines war je mehr so lustig, wie das von den Streichhölzern.
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